Lass deine Charaktere mit guter Linienführung herausragen!

 

 

Die Qualität von Linien ist einer der wichtigsten Aspekte beim Geschichtenerzählen in Manga und Comics, wird aber oft vergessen. Es ist wichtig, dass sich dein Manga gut verständlich lesen lässt. Es kann ein entscheidender Grund dafür sein, ob jemand deinen Manga liest oder nicht. Dein Manga sollte für eine breite Leserschaft sofort verständlich sein. Die Mehrheit der Leser wird nur wenige Sekunden lang auf die Panels schauen.

 

Wenn wir also schon mehr Klarheit alleine durch das Anheben der Qualität unserer Linien erreichen können, warum sollten wir das nicht nutzen!? Lass mich dir zeigen, wie du deine Linien verbessern kannst, um eine spannende Geschichte zu „erzählen“.

In diesem Tutorial werde ich den G-Pen verwenden, der in der Software CLIP STUDIO PAINT bereits vorinstalliert ist. Du kannst auch andere Pens verwenden, aber wenn möglich, entscheide dich für einen, bei dem du die Größe mit der Stiftdruckempfindlichkeit variieren kannst. Ich arbeite auch auf einer Leinwand mit 600 dpi.

 

 

Schritt 1

Lege deinen Fokus fest und bestimme die verschiedenen Ebenen deiner Komposition, wie Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund, da sich jeder im Bezug auf Linienbreite unterscheidet.

 

Schritt 2

Beginne mit dem Tuschen deiner Charaktere und Objekte im Vordergrund. Da der Vordergrund dem Leser am nächsten ist, wollen wir, dass die Umrisse kräftiger und breiter sind! Unbewusst wird der Leser denken, dass die breiteren Umrisse näher und die dünneren Linien weiter entfernt sind.

 

Versuche, die Linien innerhalb des Umrisses auch dünner zu halten. Der Umriss des Charakters wird manchmal als „holding lines“ bezeichnet, da sie die Details der Charaktere und Objekte buchstäblich zusammenhalten, wodurch sie fester und leichter lesbar werden.

 

 

Schritt 3

Sobald du den Vordergrund getuscht hast, kannst du mit dem Mittelgrund beginnen. Was wir hier beachten müssen, ist, die Linien des Mittelgrunds dünner als die des Vordergrunds zu halten. Dies erzeugt die Illusion von Tiefe und atmosphärischer Perspektive. Außerdem trennt dies auch den Vordergrund vom Mittelgrund. Der Leser kann erkennen, dass sich der vorderste Charakter auf einer anderen Ebene befindet als die Gruppe der Jungs hinter ihm.

 

 

Schritt 4

Wenn du mit dem Mittelgrund fertig bist, kannst du den Hintergrund tuschen, wobei dieselbe Regel gilt. Dünnere Linien, je weiter weg Personen und Objekte sind. Aber! Ausnahmen bestätigen die Regel… zum Beispiel möchte ich in dieser Abbildung die Aufmerksamkeit auf die junge Frau, die ruft, im Hintergrund lenken. Also werde ich ihre Umrisse etwas breiter zeichnen als die der anderen Menschen und Gegenstände um sie herum. Aber nicht zu breit, da wir sie immer noch im Hintergrund halten wollen.

 

 

Schritt 5

Eine Sache, die zu beachten ist, um deine Charaktere und Arbeit glaubwürdiger zu gestalten, ist, dich an die Richtung deiner Lichtquelle zu erinnern!

 

Meine ist oben links in dieser Szene, daher halte ich den Umriss auf den Bereichen, die nicht so stark vom Licht getroffen werden, breiter. Das erzeugt die Illusion von Schatten und hilft, Objekten mehr Volumen zu verleihen. Nimm zum Beispiel die Tentakel dieses niedlichen Oktopus. Ich habe breitere Linien an der Unterseite der Tentakel und hellere Linien an der Oberseite gesetzt.

 

 

Schritt 6

Nachdem du mit dem Tuschen fertig bist, kannst du mit dem Ausfüllen der schwarzen Bereiche beginnen.

 

 

Schritt 7

Schau dir deine Illustration genau an und verbessere die Linienstärke, wo es nötig ist. Oft ertappe ich mich dabei, dass ich ein Panel überspringe und vergesse, einige der Linien kräftiger zu zeichnen. In diesem Beispiel habe ich die Linien der Hauptfigur im Vordergrund stark hervorgehoben, damit sie einem wirklich auffällt und sich von den anderen abhebt.

 

 

Letzter Schritt

Jetzt ist es Zeit aufzuräumen, alles nochmal zu checken und Linien auszubessern, die sich überschneiden oder einfach nicht da sein sollten.

 

 

Das ist alles für diese Illustration, aber hier sind einige, kleine Tipps, bevor wir dies abschließen.

 

Tipp 1

Jeder Künstler hat seinen eigenen Stil und das trifft auch auf das Tuschen zu. Hier sind einige Beispiele fürs Tuschen:

 

 

Tipp 2

Du kannst ein helles Licht darstellen, das auf ein Objekt oder eine Person fällt, indem du den Umriss unterbrichst.

 

 

Tipp 3

Zeichne deine Linien schnell und sicher, um sie glatter und sauberer aussehen zu lassen. Bei vielen von uns beginnen die Hände leicht zu zittern oder zu wackeln, wenn wir Linien langsam zeichnen, was wir vermeiden möchten!

 

 

Tipp 4

Hab keine Angst, über Linien drüber zu gehen, um das gewünschte Aussehen zu erhalten. Nicht alle Linien müssen auf einen Schlag sitzen.

 

 

Tipp 5

Zeichne breitere Linien in kleinen Ecken, Falten, Rissen oder sogar Bereichen wie unter dem Kinn, um mehr Tiefe zu schaffen und das Werk wie in 3D gesetzt wirken zu lassen! Diese breiteren Linien oder ausgefüllten Bereiche befinden sich normalerweise an Stellen, in denen wenig bis gar kein Licht durchkommt.

 

 

Tipp 6

Vergewissere dich, dass Bereiche deiner Zeichnung stärker hervorstechen, indem du den Linien scharfe Kanten hinzufügst oder Linien in Richtung der Lichtquelle allmählich dünner werden. Dadurch kann die Illusion entstehen, dass sich etwas wölbt.

 

Schlusswort

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, dieses Tutorial zu lesen. Ich hoffe, dies hilft dir dabei, deinen Manga oder Comic effektiver zu tuschen. Nun sollte klar sein, wie die Linienzeichnung dazu beitragen kann, deine Geschichte verständlicher zu erzählen, und wie du mit bestimmten Tricks die Blickrichtung des Lesers lenken kannst.