Haare zeichnen: Im Manga-Stil und realistisch wirkend

Haare zeichnen: im Manga-Stil und realistisch wirkend

Lernen Sie in diesem Tutorial mit Esseyli, wie man Haare zeichnet. Sie lernen, wie man Charaktere im Manga-Stil hervorhebt, wie sich die Farbwahl beim Zeichnen von realistischen Illustrationen unterscheidet und was Sie bei realwirkenden Charakteren beachten sollten.

 

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Manga-Stil

2.1 Haare skizzieren

2.2 Schatten und Highlights

2.3 Ebenen anpassen

  1. Realistisch wirkender Zeichenstil

3.1 Haare skizzieren

3.2 Gesamte Form kolorieren

3.3 Details hinzufügen

3.4 Hintergrund- und Feinschliff

  1. Schlusswort

 

Hallo miteinander!

Ich bin der belgische Illustrator „Esseyli“. Meine Spezialität ist es, die reale Welt mit der Manga-Welt zu vermischen, sie in meinem eigenen Stil wiederzugeben und dabei dennoch einen optisch stimmigen Eindruck beizubehalten. Ich illustriere Charaktere sowohl im Manga-Stil als auch in realistisch wirkenden Zeichenstilen, komplett mit Hintergründen, um sie in Szene zu setzen. Manchmal zeichne ich sogar hyperrealistische Porträts.

 

1. Einleitung

Wenn du anfängst zu zeichnen, ist eines der schwierigsten Dinge das Haar. Entweder ist es nicht richtig proportioniert oder nicht angemessen koloriert. Trotz stundenlangem Ausarbeiten kann das Ergebnis haareraufend werden. Und obwohl es bei manchen Zeichnern mit dem Manga-Stil funktioniert, haben andere Schwierigkeiten, den Übergang vom Manga zum Realismus zu schaffen, ohne wirklich den Grund dafür zu wissen. Deshalb versuchen wir heute, das alles zu klären, indem wir die beiden Stile unter Nutzung der Illustrations- und Animationssoftware CLIP STUDIO PAINT vergleichen. Du wirst sehen, dass du während des Vorgangs einige Dinge beachten musst, um Fehler zu vermeiden!

 

2. Manga-Stil

 

Beginnen wir gleich mit dem Manga-Stil! Zur Verdeutlichung verwende ich den „Hart“-Airbrush, der herkömmlichen Pinseln anderer Softwares sehr nahe kommt.

 

 

2.1 Haare skizzieren

Zuerst lege ich eine neue Ebene für die Haare an. Die Form der Skizze sollte so symmetrisch wie möglich sein, zumal das Porträt frontal gezeigt wird. Andernfalls sieht es so aus, als wäre der Schädel deformiert.

 

 

Da wir hier keinen Realismus anstreben, kann ich die Proportionen etwas übertreiben. Im Allgemeinen ist bei Manga die Größe des Schädels größer als bei einem echten Schädel, ebenso wie die Augen. Aber je nach Stil kannst du Dinge nach deinen Wünschen proportionieren.

 

Schließlich werden bei der Linienzeichnung der Schädel und die Dicke des Haares berücksichtigt. Wenn du dir beim Haarschnitt überhaupt nicht sicher bist, ist es besser, eine weitere Ebene zu erstellen, damit das Gesicht unangetastet bleibt, wenn du nur das Haar ändern möchtest.

 

Sobald ich herausgezoomt hatte, ist mir aufgefallen, dass die gesamte Skizze nicht lang genug ist. Daher habe ich mich entschieden, mit dem „Lasso“-Tool (Taste L) und dann mit Strg + T die Option „Bild frei transformieren“ auszuwählen. Das lässt mich die Skizze verlängern, verschieben und verzerren.

 

 

Sobald ich mit der Skizze zufrieden bin, erstelle ich eine neue Ebene, die ich direkt unter der Skizzenebene platziere, damit ich sie kolorieren kann. Um den Vorgang zu beschleunigen, drücke ich die Taste [G] (die Taste für das „Fläche füllen“-Tool) und fülle so mit einem Klick den gesamten Bereich innerhalb der Skizze aus.

 

 

Ich füge oft alle meine Ebenen zusammen, anstatt einige übrig zu lassen. Das ist meine Vorgehensweise zu zeichnen, aber es ist am besten, alle Ebenen getrennt zu halten. Wenn du sie getrennt lässt, hilft dir das mehr, methodischer zu zeichnen. Was noch wichtiger ist, du kannst alles rückgängig machen, wenn du das Gefühl hast, während des Zeichenprozesses Fehler gemacht zu haben. Leute bevorzugen es oft, bestimmte Teile einer Zeichnung in verschiedenen Ebenen aufzuteilen. Zum Beispiel eine Ebene mit der fertigen Linienzeichnung direkt unter der Ebene mit den Basisfarben, eine Ebene für die Schatten, eine Ebene für die Highlights usw. Wähle die Methode, mit der du dich am wohlsten fühlst.

 

Jetzt bemerke ich, dass ich die Form der Haare immer noch nicht wirklich mag. Um das anzupassen, gehe ich zurück zum „Lasso“-Tool, dupliziere den Bereich, den ich ändern möchte, und ändere ihn mit dem „Formgitter Transformation“-Tool. Ich spiele etwas mit der Form des ausgewählten Bereichs, um ihn in eine Position zu bringen, die ich für richtig halte. Dann lösche ich die unnötigen Teile, bevor ich die Haar-Ebene mit der Ebene des Hauptteils der Zeichnung zusammenführe, die das Gesicht enthält.

 

 

Du findest „Formgitter Transformation“ unter [Bearbeiten] > [Transformieren] > [Formgitter Transformation…].

 

2.2 Schatten und Highlights

Sobald du mit der Gesamtform zufrieden bist, kannst du einige Highlights und Schatten hinzufügen. Ich mag es, mit den Schatten zu beginnen. Zuerst erstelle ich eine neue Ebene, in der ich aus der aufklappbaren Liste der Füllmethode zu „Multiplizieren“ wechsle, und male in den Bereich, in dem die Schatten erscheinen sollen. Dies ist der beste Weg, um eine Zeichnung abzudunkeln, da beim Malen die darunter liegende Zeichnung nicht wie bei einer auf „Normal“ gesetzten Ebene verdeckt wird. Dies liegt daran, dass „Multiplizieren“ die Farben beim Abdunkeln überlagert.

 

 

Mit dem „Automatische Auswahl“-Tool wähle ich den Bereich aus, den ich malen möchte, damit nichts außerhalb der Linien gelangt. Ich entferne auch die vorderen Strähnen, weil sie dem Licht ausgesetzt sind.

 

 

Schneller Tipp – Ich möchte Schatten auf die Stirn des Charakters zeichnen, die durch den Pony entstehen. Wie mache ich das? Ich erstelle eine Ebene direkt darüber und wähle eine dunklere Farbe. Ich „fülle“ die Haare mit dem „Fläche füllen“-Tool aus. Dann entferne ich den farbigen Teil unten und bewege die Form nach unten. Dann blende ich die „Multiplizieren“-Ebene aus, damit das Auswahl-Tool auf Anhieb alle Haare auswählen kann. Anschließend blende ich die „Multiplizieren“-Ebene ein und lösche alles in der Auswahl.

 

 

Und an diesem Punkt merke ich, dass ich die Farbe des Schattens nicht wirklich mag. Kein Problem! Ich sperre die Ebene, damit sie sich nicht außerhalb des Rahmens bewegt, und gehe mit einer anderen Farbe drüber.

 

 

Im Gegensatz zur „Multiplizieren“-Ebene verwende ich diesmal die auf „Überlagern“ gesetzte Ebene, die zum Aufhellen dient. Ich benutze die hellgelbe Farbe und helle den oberen Bereich auf, weil ich beschlossen habe, dass das Hauptlicht von oben kommt.

 

 

Vor dem Kolorieren ist es immer wichtig zu wissen, woher die Hauptlichtquelle kommt; denn wenn wir das wissen, können wir die Schatten und das Licht auf eine Weise platzieren, die logisch ist.

 

Ich hebe die Highlights mit den kleinen weißen Quadraten hervor, wie du sie aus Manga kennst, und entferne einige Bereiche am unteren Rand, um das Haar weniger schwer aussehen zu lassen.

 

 

Nun denke ich, dass die Frisur zu einfach aussieht und finde, dass das Hinzufügen weiterer Strähnen das Haar interessanter wirken lässt. Ich zeichne nur eine, aber um Zeit zu sparen, kopiere ich diese und füge sie an einer anderen Stelle hinzu. Ich verwende „Horizontal spiegeln“ und platziere sie rechts in der Zeichnung. Dann kommt die „Formgitter Transformation“ ins Spiel, um die Symmetrie aufzubrechen und alles dynamischer aussehen zu lassen.

 

 

Der Unterschied zu realistischen oder realitätsnahen Stilen liegt in den Kontrasten. Beim Zeichnen im Manga-Stil vermeiden wir häufig die Verwendung von Farbtönen, die zu nahe am Schwarz liegen. Denn je höher der Kontrast ist, desto mehr vermittelt die Zeichnung den Eindruck von Fotorealismus. Auf der anderen Seite ist Kunst im Manga-Stil toleranter gegenüber sehr gesättigten Farben – hellen, leuchtenden Farben. Solche Farben sind in der Regel diejenigen, die man vermeiden möchte, wenn man in einem realitätsnahen oder realistischen Stil zeichnet.

 

 

2.3 Ebenen anpassen

Wenn du meinst, dass deine Farben langweilig sind, gehe zu [Ebene] > [Neue Korrekturebene] und wähle die Option „Tonwertkorrektur“. Da kannst du mit dem Schieberegler im neuen Fenster die Farben nach deinem Geschmack sättigen.

 

 

Wenn du anschließend die Füllmethode der Ebene auf „Farbe“ setzt, verringerst du die Deckkraft. Damit sieht die Zeichnung weniger gesättigt aus und behält dennoch lebendigere Farben.

 

 

Der zweite Trick ist „Farbbalance“. Dies findest du unter [Ebene] > [Neue Korrekturebene] > [Farbbalance…]. Damit kannst du die Cyan-, Magenta- und Gelbtöne mittels Schiebereglern einstellen. Ich spiele ein bisschen an den Einstellungen herum, bis ich eine Balance gefunden habe, die für die Illustration funktioniert.

 

 

Auch wenn du mit der Zeichnung bereits zufrieden sein solltest, ist es immer interessant, verschiedene Einstellungen für Ebenen auszuprobieren. Dies führt oft zu überraschenden Ergebnissen. Sei jedoch vorsichtig damit, da dies deine Illustration schnell bis zur Unkenntlichkeit verzerren kann. Stell daher sicher, dass du sie in Maßen ausprobierst.

 

3. Realistisch wirkender Zeichenstil

3.1 Haare skizzieren

Kommen wir zum realitätsnahen Zeichenstil. Genau wie beim Manga-Stil erstelle ich zunächst eine neue Ebene über der Hauptzeichnung und zeichne den Umriss der Haare.

 

 

Dieses Mal werde ich weniger Zeit damit verbringen, die Skizzenlinien zu verfeinern, da sie verschwinden, wenn ich anfange, die Haare zu malen. Im Gegensatz zum Manga-Stil möchte ich nicht immer, dass die Linien sichtbar sind. Wenn ich fertig bin, ändere ich die Farbe der Linien in Dunkelorange. Dadurch kann der Umriss leichter in den Gelbtönen des Haares übergehen, als wenn es die ursprünglich schwarzen Linien wären.

 

 

Ich koloriere hellgelb und beginne allmählich, Licht und Schatten mit der „Multiplizieren“- und der „Überlagerung“-Ebene zu malen.

 

 

3.2 Gesamte Form kolorieren

Der Fehler, den Beginner häufig machen, besteht darin, Haare detailliert in der Anfangsphase zu malen, indem sie sehr nah an das Design heranzoomen und den Arbeitsbereich nach und nach erweitern, genau wie beim traditionellen Design. Dies ist meiner Meinung nach der Hauptgrund, warum Dinge nicht immer gut verlaufen. Dies mag nicht intuitiv erscheinen, denn wenn wir an Haare denken, denken wir an kleine Strähnen. Du brauchst aber zuerst die Gesamtform. Wenn ich das tue, schalte ich die Stiftdruckempfindlichkeit vollständig aus, damit ich so gleichmäßig wie möglich malen kann.

 

Da ich auf einer anderen Ebene zeichne und nicht über die Zeichnung drüber malen möchte, klicke ich auf das Symbol für die Funktion „Schnittmaske zur Ebene darunter“. Durch eine kleine, rote Markierung wird deutlich gemacht, dass es sich um eine Schnittmaske handelt.

 

 

Also male ich zuerst die Gesamtform und reduziere dann allmählich die Pinselgröße, um detaillierte Änderungen vorzunehmen. Denke wie ein Bildhauer! Meißel zuerst die allgemeine Struktur deiner Skulptur mit einem großen Hammer und verfeinere anschließend die Details schrittweise mit immer kleineren Werkzeugen. Hier ist es genauso!

 

Das Haar erzeugt Wellen und damit Bereiche mit Licht und Schatten; diese Wellen erzeugen die Haarsträhnen. Mit den Variationen von Licht und Schatten nehmen wir verschiedene Objekte wahr, weil sie sich von ihrem Hintergrund abheben.

 

Im Manga-Stil sind es die Linien, die Objekte voneinander abheben. Deshalb besteht keine Notwendigkeit, Dinge mit Farbe hervorzuheben. Der Hauptgrund, warum ich den ursprünglichen Umriss verschwinden lasse, ist einfach, weil ich ihn nicht brauche. Tatsächlich füge ich gerne Linien hinzu, weil es einen Eindruck zwischen Manga und Realismus erweckt – ein Pluspunkt des realitätsnahen Zeichenstils.

 

 

An dieser Stelle passe ich manchmal das Gesicht etwas an. Jetzt haben wir das Level an Haaren, um die Zeichnung zu vervollständigen. Ich habe eine klarere Sicht auf das gesamte Porträt und stelle fest, dass einige Teile angepasst werden müssen. Für das Tutorial hatte ich bereits die Gesichter gezeichnet, so dass wir uns voll und ganz auf die Haare konzentrieren können. Am logischsten ist es jedoch, das gesamte Porträt von Anfang an komplett zu zeichnen.

 

3.3 Details hinzufügen

Lass mich dir kurz zeigen, wie ich die Details zeichne. Ich erstelle immer eine Ebene, manchmal sogar eine für jede Haarsträhne. Damit bleibt mir die Möglichkeit offen, sie jederzeit löschen zu können, oder sie zu verwischen, um einen etwas fotorealistischen Effekt zu erzielen, oder sie zu verzerren. Ich habe die perfekte Kontrolle über jede Strähne, da alle Haarsträhnen unabhängig voneinander sind. An bestimmten Stellen füge ich auch Highlights hinzu, und helle Strähnen auf, um sie hervorzuheben.

 

 

Die meisten Leute denken, dass das Zeichnen der Details der schwierigste Teil ist, aber ich denke nicht, dass das wirklich der Fall ist. Es braucht Zeit, aber es ist selbst nicht so schwierig. Wenn du trotz der dafür aufgewandten Zeit das Gefühl hast, dass die Details nicht so gut aussehen, wie du es dir erhofft hast, liegt das Problem wahrscheinlich an der angefertigten Vorlage und nicht an den Details selbst. Das heißt, oft liegt es z. B. daran, dass die Lichtquelle nicht mit genug Sorgfalt gewählt wurde, die Schatten nicht genug ausgearbeitet sind oder die Form der Haare nicht hell genug ist usw.

 

Es ist äußerst wichtig, diesen Themen Zeit zu widmen, bevor du mit dem eigentlichen Zeichnen der Details beginnst. Du kannst sogar vor den Details eine Pause einlegen und trotzdem eine sehr interessante Zeichnung kreieren! Die Details können eine gute Illustration noch schöner machen, aber die bereits vorhandenen Mängel nicht verbergen.

 

3.4 Hintergrund- und Feinschliff

Zuvor habe ich einen Hintergrund für das Porträt erstellt. So konnte ich zum Beispiel kleine, helle, weiße Strähnen in das Haar zeichnen, die auf einem weißen Hintergrund nicht zu sehen sind. Aber am Ende habe ich beschlossen, den Hintergrund zu entfernen, weil ich denke, dass das Porträt ohne ihn besser aussieht. Um genau zu sein, war das Gesicht heller als der Hintergrund, weshalb es nicht gut harmonierte. Anstatt das gesamte Porträt abzudunkeln, habe ich beschlossen, den Hintergrund weiß zu halten. Wegen des weißen Hintergrunds sind jedoch alle kleinen Haare verschwunden, daher nehme ich eine etwas dunklere Farbe und zeichne sie erneut.

 

 

Nachdem ich mit einigen anderen Leuten gesprochen hatte, beschloss ich, das Haar zu glätten und die Uniform neu zu gestalten, um es zu vervollständigen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass du immer deine Mitmenschen um Rat fragen solltest!

 


 

4 Schlusswort

Nun sind wir am Ende angekommen und haben beide Zeichnungen nebeneinander. Hier können wir die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden klar sehen, wie etwas in der Form, den Proportionen, dem Kontrast, den Details und so weiter.

 

 

Müssen wir diese Regeln befolgen, egal was passiert? Natürlich nicht, es hängt alles davon ab, was du willst – ich bin sogar der erste, der die Regeln bricht, indem er die beiden Stile mischt. Aber was du bedenken musst, ist, dass du diese zuerst lernen und beherrschen musst, bevor du gegen sie verstoßen kannst.

 

Ich hoffe, ich habe dir etwas Nützliches über CLIP STUDIO PAINT beigebracht. Es ist wirklich voll von Funktionen und hilft dir, sehr schnell voranzukommen, wenn du alle Tools erst einmal beherrschst.

 

Vor allem hoffe ich, dass ich dich zum Zeichnen animiert habe! Mach dir keine Sorgen, wenn du meine Ratschläge nicht sofort in die Praxis umsetzen kannst. Denke daran, dir Zeit zum Lernen zu lassen!

 

Viel Erfolg!

 


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