Niedliche, ausdrucksstarke Chibi-Charaktere zeichnen

Chibi

Du wolltest schon immer mal die niedliche Miniversion einer Comicfigur zeichnenn? Lerne, wie du einen „Chibi“-Charakter in verschiedenen Größen zeichnest.


Eine Chibi-Figur zeichnen

 

Zusammengeschrumpfte Miniversionen von Comic- oder Mangacharakteren, bei denen die wichtigsten Körpermerkmale überproportional vergrößert sind, werden als „Chibi“ oder „Super Deformed“ (SD) bezeichnet.

 

Häufig werden sie als Merchandising-Produkte verkauft und für witzige oder verniedlichte Darstellungen eingesetzt.

 

In diesem Tutorial wird erklärt, wie du deinen eigenen Chibi-Charakter erstellen kannst!

Es ist wirklich ganz einfach und geht sogar viel schneller, als Charaktere in Normalgröße zu zeichnen!

 

 

Die wichtigsten Punkte

 

● Einheitliche, standardisierte Körpergröße

Unabhängig vom tatsächlichen Alter, Geschlecht, Gesichtsgröße oder Körperform sind alle Chibis ungefähr gleich groß.

 

In der Chibi-Version ist ein 6-Köpfe-großes Mädchen daher genauso groß wie ein 8-Köpfe-großer alter Mann – nämlich nur noch 2 oder 3 Köpfe!

 

Du musst dir also nur die Besonderheiten fürs Zeichnen von Chibis merken, und schon kannst du absolut jeden beliebigen Charakter zeichnen!

 

● Herausarbeiten der einzigartigen Merkmale

Zwar haben alle Chibis als Ausgangspunkt dieselbe standardisierte Größe, aber zur Unterscheidung der Charaktere sind individuelle Körpermerkmale nötig.

 

Betone also beim Zeichnen die charakteristischen Eigenschaften deiner Figur, wie z. B. die Augen, Haare oder die Kleidung.

 

● Körpergröße und -proportionen

Chibis können zwischen 2 und 4 Köpfe groß sein.

 

Wie groß dein Chibi sein soll, ist ganz dir überlassen! Die einen zeichnen lieber 2-Köpfe-große Chibis, andere bevorzugen dagegen 3-Köpfe-große. Bevor du dich festlegst, solltest du aber erstmal üben, Chibis in verschiedenen Größen zeichnen.

 

Sobald du einmal die Körperproportionen von 2- bzw. 3-Köpfe-großen Chibis kennst, kannst du jeden beliebigen Charakter zeichnen, da diese meist sehr ähnlich sind.

 

Genaueres dazu erfährst du später im Abschnitt „Den Körper zeichnen“.

 

 

Das Gesicht

 

● Kugelförmiges Gesicht

Zeichnen wir nun einen Chibi in der Praxis! Wir beginnen mit dem Gesicht.

 

Das Wichtigste beim Zeichnen von Chibis ist ein rundliches und kugelförmiges Gesicht.

 

Schau dir am besten einmal eine Chibi-Figur in echt an, damit du dir ihre dreidimensionale Struktur besser vorstellen kannst.

 

Im Vergleich zur Körpergröße springt vor allem der rund geformte, überdimensionale Kopf sofort ins Auge.

In der Realität wäre der Körper niemals in der Lage einen so riesigen Kopf zu tragen.

 

Genau das ist aber das Attribut, das die Chibis so niedlich macht. Achte also immer auf eine dreidimensionale und runde Form!

 

 

● Gesicht von 2-Köpfe-großen Chibis zeichnen

(1) Zeichne einen Kreis.

 

 

 

(2) Zeichne den Kopf entlang des Kreises.
Anders als bei normalen Figuren haben Chibis keine hohen Wangenknochen, sodass der Umriss von den Wangen bis zum Kinn kaum von dem Kreis abweicht. Insgesamt solltest du alle Stellen, die normalerweise etwas kantiger sind, rundlich und weich zeichnen.

 

 

 

(3) Zeichne Hilfslinien für Mund und Augen.
Achte darauf, dass du die Hilfslinien nicht gerade, sondern als Kurve einzeichnest, wie bei den Längen- und Breitengraden einer Weltkugel. Da bei Chibis die Augen den größten Teil des Gesichts ausmachen, sollte die Hilfslinie für die Augen relativ weit unten liegen.

 

 

 

(4) Zeichne den Mund und die Augen.

Zeichne die Augen groß und eindeutig, da der Charakter und die Emotionen primär über die Augen ausgedrückt werden.

Für einen witzigen Chibi-Charakter kannst du aber auch einfach nur Striche als Augen malen.

Der Mund sollte relativ klein sein, und die Nase kann entweder ganz weggelassen oder nur als Punkt eingezeichnet werden, damit die Rundheit des Gesichts nicht verloren geht.

 

 

 

(5) Zeichne die Augen im Detail.

 

 

(6) Zeichne die Haare.

Zeichne die Haare mit sehr viel Volumen.

Um es einfach zu halten, solltest du dabei weniger Haarsträhnen einzeichnen als normalerweise, und die Haarspitzen etwas runder machen.

 

 

 

Jetzt ist das Gesicht fertig!

Achte prinzipiell darauf, dass du die Linien einfach hältst und genauere Details weglässt, während du die charakteristischen Merkmale möglichst eindeutig darstellst.

 

 

 

Wenn du das Profil zeichnest, ist die Größe des Hinterkopfs zu beachten.

Der Hals befindet sich genau unterhalb des Ohrs.

 

● Augen

 

 

Beim Zeichnen von Chibi-Charakteren sind die Augen am wichtigsten, weil die Persönlichkeit und Gemütslage primär über die Augen vermittelt wird. Ein Gesichtsausdruck kann nur wegen den Augen ein völlig anderer werden.  Es gibt die verschiedensten Augenformen, von rund über geschlitzt bis hin zu hängend, sowie unzählige verschiedene Gesichtsausdrücke von witzig, ernst bis traurig.

Passend zur Größe des Chibis solltest du auch den Charakter und die Mimik kindlich darstellen.

 

 

Der Körper

 

 

● Nichtbeachtung der Knochen

Chibi-Figuren haben einen sehr elastischen Körper wie ein weiches Plüschtier. Die Knochen oder Gelenke kannst du daher weitestgehend unbeachtet lassen.

 

Natürlich ist ein gewisses Anatomie-Grundwissen hilfreich, aber du musst dich nicht allzu strikt daran halten, was ja eigentlich schon seit dem überdimensionalen Kopf offensichtlich war. Das ist das Tolle am Zeichnen von Chibis – du kannst so viele Freiheiten genießen!

 

 

● Den Körper zeichnen

Im Allgemeinen gilt ein 1-zu-1-Verhältnis für Oberkörper und Beine als ideal, aber für Chibis gibt es keine solche feste Regel!

 

Kürzere Beine wirken niedlicher und puppenhafter, während längere Beine einen etwas erwachseneren Eindruck machen.

 

Zeichne die Beine so, wie es dir gefällt!

 

 

 

Hals

Bei 2-Köpfe-großen Chibis ist der Hals häufig nicht vorhanden, oder er ist sehr kurz und dünn.

 

Nachrangige Elemente können bei Chibis einfach weggelassen werden, deshalb ist es auch gar kein Problem, wenn dein Chibi keinen Hals hat.

Achte in dem Fall aber darauf, dass beim Übergang zwischen Kopf und Oberkörper die Proportionen stimmen.

 

 

Schultern

Da markante Schultern einen Chibi weniger niedlich erscheinen lassen, solltest du sie – egal ob Mann oder Frau – schmal und leicht herabhängend zeichnen.

 

 

Oberkörper

Normalerweise zeichnet man bei Mädchen Brust, Taille und Po, aber bei einem Chibi kannst du all das einfach weglassen!

(Wenn es sich z. B. um eine Figur mit einer sehr großen Oberweite handelt, kannst du sie als charakteristisches Merkmal trotzdem einzeichnen!)

 

Zeichne den Oberkörper insgesamt prall und rundlich und vernachlässige dabei realistische Körperunebenheiten, sodass der Körper möglichst kindlich wirkt.

 

Arme und Beine

Zeichne die Arme und Beine etwas dicker, um den kindlichen Eindruck noch zu verstärken, und lass auch hier wieder die Gelenke und Muskeln unbeachtet.

 

Ob du die Beine zu den Fußknöcheln hin etwas dünner zeichnest oder unverändert lässt, ist ganz dir überlassen.

 

Ebenso kannst du frei entscheiden, ob du die Finger einzeichnen möchtest. Bei 2-Köpfe-großen Chibis sind das aber vielleicht schon zu viele Details, daher kannst du sie auch weglassen oder nur den Daumen zeichnen und die übrigen 4 Finger zusammenfassen. Bei 3-Köpfe-großen Chibis kannst du ruhig alle Finger und Zehen einzeichnen.

 

Im Allgemeinen kannst du bei 3-Köpfe-großen Chibis mehr Details und eine ausgeprägtere Körperform zeichnen als bei 2-Köpfe-großen Chibis.

Durch das Einzeichnen von Brust, Hüften und Po kannst du hier einen erwachseneren Eindruck erzeugen.

 

 

Individuelle Eigenschaften ausdrücken

 

 

 

● Charakteristische Merkmale überdimensional und übertrieben zeichnen

Versuch die Attribute, die für deine Figur am charakteristischsten sind, überdimensional und übertrieben zu zeichnen.

 

Das ist sehr wichtig, da Chibi-Figuren wegen ihrer standardisierten Körperform und -größe sonst schnell dazu neigen, alle ziemlich ähnlich auszusehen.  Überlege dir, welche Merkmale es sind, die deine Figur ausmachen, und zeichne z. B. eine riesige Brille bei einer Brillenfigur oder eine übertrieben lange Haarmähne, wenn deine Figur sehr lange Haare hat. Zeichne auch die Kleidung so, dass die typischsten Elemente größer sind als der Rest und hervorstechen.

 

Auf diese Weise schaffst du einen eindeutigen Unterschied zwischen verschiedenen Charakteren.

 

Vor allem über die Haare ist das relativ einfach, zum Beispiel durch drastisch erhöhtes Volumen oder einem speziellen Haarschnitt!

 

 

Abschließend kann gesagt werden, dass wenn du einen Chibi zeichnen kannst, alle zeichnen kannst! Versuch dir also erstmal anzueignen, wie du die Kopf- und die Körperform zeichnest, denn danach musst du nur noch die individuellen Merkmale wie die Haare, Augen und Kleidung herausarbeiten.

Auch bei der Körperhaltung und Gestik deiner Chibi-Figur kannst du solche Dinge wie die Schwerkraft einfach ignorieren – Hauptsache es sieht niedlich aus!

 

 

Bonus: Einen Schlüsselanhänger erstellen

 

 

 

Erstelle ganz einfach deinen eigenen Chibi-Schlüsselanhänger oder andere Acryl-Gegenstände, wie z. B. Standfiguren!

 

Alles was du dafür brauchst, sind diese 3 Dinge!

 

・Illustration

・Weißer Untergrund

・Schnittmuster

 

Füge diese drei Daten, für die du drei separate Ebenen haben solltest, in eine Vorlage ein, die das Druckgeschäft deiner Wahl vorgibt, und schick diese dann an das Druckgeschäft.

 

DieIllustrationsdaten erstellst du selbst.

Markiere oben in der Mitte ein Loch zum Durchfädeln der Schlüsselanhängerkette.

Achte darauf, dass sich das Loch deine Illustration nicht verdeckt.

 

Die Daten für den weißen Untergrund erstellst du separat von deiner Illustration.

Wenn deine Illustration ohne diesen Untergrund direkt auf das durchsichtige Acrylplättchen gedruckt wird, kann es sein, dass das Bild schlecht erkennbar ist oder die Farben blass wirken.

Damit dein Bild schön zur Geltung kommt, solltest du also unbedingt auch einen weißen Untergrund erstellen. (Viele Druckereien verlangen dies sogar.)

 

Da dieser in der Regel dieselbe Form wie die Illustration hat, musst du lediglich die Ebene mit deiner vollständigen Illustration kopieren und mit schwarzer Farbe füllen, um den Untergrund zu erstellen.

Wenn du einzelne Teile, wie z. B. den Hintergrund, transparent lassen willst, füllst du diese Teile nicht mit Farbe.

 

Die Schnittdaten geben an, wie das Acryl-Plättchen für den Schlüsselanhänger zugeschnitten werden soll.

Umrahme deine Illustration so, dass der Umriss um eine Nummer größer ist, und fülle diese Fläche dann mit einer beliebigen Farbe. (Wir haben hier Schwarz genommen.)

Der Umriss darf aber nicht zu komplex sein, da er sonst nicht ausgeschnitten werden kann.

 

 

Auf dieselbe Weise kannst du auch jeden anderen Gegenstand aus Acryl erstellen!

Achte nur darauf, dass du die richtige Größe auswählst und den Hinweisen der jeweiligen Druckerei folgst.