Wie kann ich Menschen besser zeichnen?

Erfahre, wie du beim Zeichnen von Menschen Fehler entdeckst und mit welchen Übungen du dich verbessern kannst!

Was stimmt nicht mit meiner Zeichnung?

 

Methode 1: Prüfe die Silhouette

Wenn du digital zeichnest, kannst du die Umrisse der Figur einfach mit schwarzer Farbe füllen, um die Silhouette zu überprüfen. Fehlerhafte Proportionen fallen stärker auf, wenn man die Figur als schwarze Silhouette betrachtet. Indem du die Augen etwas zusammenkneifst und das Bild aus einiger Entfernung betrachtest, kannst du noch besser erkennen, wenn z. B. bei der Kopfgröße oder der Länge der Gliedmaßen die Proportionen nicht ganz stimmen.

 

 

Methode 2: Mach eine Pause

„Gestern mochte ich meine Skizze noch, aber heute sieht sie irgendwie nicht mehr so gut aus…“

Dieses Problem kennt jeder aufstrebende Künstler nur zu gut. Wenn man länger an einem bestimmten Teil einer Illustration arbeitet, neigt man dazu, sich nur noch darauf zu konzentrieren, und verliert dabei das Gesamtgleichgewicht aus den Augen. Es ist ganz normal, dass man dann beim Zeichnen Fehler macht. Es ist schließlich schwer genug, beim Zeichnen alle Aspekte wie Gemütslage, Kleidungsdesign, Linienqualität, Atmosphäre usw. im Blick zu behalten, geschweige denn Fehler zu entdecken.

Mach am besten immer wieder Pausen zwischendurch, um das Bild auf dich wirken zu lassen, oder arbeite erst am nächsten Tag weiter, damit du objektivere Entscheidungen treffen kannst.

 

Methode 3: Spiegle das Bild

Auch das horizontale Spiegeln einer Illustration kann beim Aufdecken von Fehlern helfen. Beim traditionellen Zeichnen kannst du dazu das Papier umdrehen und gegen das Licht halten. Beim digitalen Zeichnen gibt es hierfür die Funktion „Horizontal spiegeln“.

 

• Photoshop

[Bild] > [Bilddrehung] > [Arbeitsfläche horizontal spiegeln]

• CLIP STUDIO PAINT

[Ansicht] > [Drehen/Umkehren] > [Horizontal spiegeln]

• SAI

[View] > [Flip Horizontally]

 

Wie kann ich mich im Zeichnen verbessern?

 

Mit Fotos üben

Der einzige Weg zur Verbesserung ist das Zeichnen selbst. Das mag ziemlich offensichtlich klingen, aber es gibt wirklich keine andere Möglichkeit. Zeichenfähigkeiten entwickeln sich nicht über Nacht, es braucht Zeit! Wie lange es genau dauert, ist bei jeder Person anders. Nimm dir also die Zeit und übe in deinem eigenen Tempo. Für tägliche Übungen ist es am einfachsten, Fotos zu verwenden, da sich die Suche nach echten Modellen als schwierig und teilweise auch kostspielig erweisen kann.

 

Verwendbare Fotos:

  • Internet / Zeitschriften: Fashionmagazine sind besonders hilfreich, weil es darin viele Steh-Posen gibt, bei denen man viel lernen kann.
  • Posen-Sammelbände: Hol dir ein Fotobuch mit einer Sammlung von verschiedenen Posen.
  • Selbst geschossene Fotos: Bitte deine Freunde oder Familie, für dich zu posieren, oder mach ein Selfie.

 

Dies sind nur einige Beispiele von vielen. Such dir aus, womit du dich am wohlsten fühlst, und versuche jeden Tag mindestens ein Foto abzuzeichnen. Auch wenn du nur eine Sache pro Tag zeichnest, wirst du Fortschritte machen. Wichtig ist nur, dass du immer weiter übst!

 

 

An der eigenen Hand üben

Nach dem Gesicht sind das, was in einer Illustration am meisten auffällt, die Hände. Wegen der vielen Gelenken sind sie eines der Körperteile, das am schwersten zu zeichnen sind. Gleichzeitig sind sie die Körperteile, bei dem das Zeichnen am einfachsten geübt werden kann. Wenn du Rechtshänder bist, zeichne deine linke Hand und umgekehrt. Wenn du deine andere Hand zeichnen willst, verwende einen Spiegel.

 

Lösungen für die häufigsten Zeichenprobleme

 

Umrisse mit einfachen Formen erstellen

Wenn es dir schwer fällt die richtigen Proportionen zu finden, versuch doch mal den Umriss deiner Figur mit Kreisen und Ellipsen zu bilden. Wichtig ist, dass du nur runde Formen für den Körper verwendest. Zeichne zum Beispiel einen Kreis für das Gesicht, eine Ellipse in Form von zwei größeren Kreisen für den Körper, längliche und dünne Ellipsen für die Arme und Beine, und so weiter. Auf diese Weise kannst du den Körper so formen, wie du ihn haben möchtest.

Auch wenn die Details wie die Muskelstruktur je nach Körper variieren, kann jeder Körper auf diese simple Struktur zusammengesetzter Formen zurückgeführt werden. Du kannst Fotos benutzen und die darauf abgebildeten Körper mit Kreisen ausfüllen, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen. Dadurch lernst du, die Proportionen deiner Figuren insgesamt besser zu erfassen.

 

 

3D-Modelle zur Hilfe nehmen

3D-Zeichenfiguren können dabei helfen, Körperproportionen und Anatomie besser zu verstehen, insbesondere wenn man aus schwierigen Winkeln zeichnet. Du kannst dafür ganz klassisch eine Holzfigur nehmen, oder du verwendest eine Software mit digitalen 3D-Figuren. Ein tolles Programm – und dazu noch kostenlos in der Basisversion – ist zum Beispiel „Design Doll“!

• Design Doll

http://terawell.net/terawell/?lang=de

 

Eine weitere Möglichkeit ist die Zeichensoftware CLIP STUDIO PAINT mit den integrierten 3D-Zeichenfiguren, die sich frei bewegen lassen. Hier hast du den Vorteil, dass du in derselben Software auch direkt zeichnen kannst.

CLIP STUDIO PAINT Tutorial:

“Verwenden von 3D-Zeichenfiguren: Körperformen anpassen”

https://tips.clip-studio.com/de-de/articles/785

 

Mit dem großen Ganzen beginnen

Vermeide es, beim Zeichnen am Leinwandrand zu beginnen und von dort aus sofort ins Detail zu gehen. Es ist viel einfacher, die richtigen Proportionen zu finden, wenn du zuerst eine grobe Skizze von der gesamten Form erstellst, bevor du die einzelnen Details ausarbeitest.

Wenn du zum Beispiel ein Gesicht zeichnest, dann skizziere zuerst nur die Gesichtsform und markiere die wichtigsten Teile. Indem du die Einzelteile verbindest, bekommst du dann eine gute Vorstellung vom ganzen Gesicht. Vergleiche nun deine Skizze mit dem Original und prüfe, ob alles an der richtigen Stelle ist. Danach kannst du weitere Details hinzufügen. Überprüfe dabei immer wieder, ob die Gesamtproportionen stimmen und die Positionen von Augen, Nase, Mund etc. natürlich sind.

 

 

Besser zeichnen durch gute Anatomie-Kenntnisse

 

Beobachten und Wissen

Noch wichtiger als das Zeichnen selbst ist, dass man sich das Objekt, das man zeichnen will, ganz genau anschaut. Um Objekte dreidimensional darzustellen, hilft es auch, sich den Querschnitt vorzustellen.

Genauso wichtig wie gute Beobachtungsfähigkeiten ist es, das nötige Wissen über das Objekt zu besitzen. Beispielsweise kannst du durch gute Kenntnisse über die menschliche Muskelanatomie viel besser verstehen, wie sich der Körper bewegt.

 

 

Versuche dich mit der Anatomie des menschlichen Körpers gut auseinanderzusetzen: Welche Muskeln sind unter der Haut und welche Form haben sie?

Die Antworten auf diese Fragen helfen dir dabei, deine Zeichenfähigkeiten zu verbessern, weil du dadurch den menschlichen Körper als dreidimensionales Objekt wirklich verstehst.

 

Echte Menschen zeichnen

Als ich anfing, Illustrationen professionell zu zeichnen, ging ich mit einem Freund zu Zeichenkursen von Kunstschulen und Galerien, wo echte Menschen Modell stehen. Normalerweise habe ich zum Üben Illustrationen und Fotos benutzt, aber durch das Zeichnen von echten Menschen, wo die Person in seiner ganzen dreidimensionalen Form wirklich vor einem steht, bekommt man ein viel besseres Verständnis über die Proportionen. Ich habe dabei sehr viel gelernt und kann wirklich nur empfehlen, zwischen regulären Übungsstunden zuhause auch an solchen Zeichenkursen teilzunehmen.

 

Es ist nicht leicht, fehlerfreie Zeichnungen zu erstellen, aber es fühlt sich wirklich gut an, wenn man die Dinge, die man zeichnen will, auch korrekt darstellen kann. Viel Spaß beim Üben und gutes Gelingen!

 

Werk: Sideranch

Text: Kaisake, Mitarbeit: Yokota Maki

Illustration: Kaisake